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Diamantbestattungen oder Erinnerungsdiamanten an den Verstorbenen
Traditionell war Deutschland in Bezug auf die Einäscherung und Urnenbestattungen eines der Länder in Europa mit den schärfsten Gesetzen. Dies ergibt sich indirekt schon aus den in den deutschen Landesgesetzen zu Bestattungsregelungen verankerten Friedhofszwang, wonach Bestattungen grundsätzlich auf dem Friedhof zu erfolgen haben. Da die Erdbestattung in Deutschland über Jahrzehnte hinweg die beliebteste Bestattungsform darstellte, gab es aber dadurch auch keinen bewussten Drang aus der Gesellschaft, eine flexiblere Haltung an den Tag zu legen. Die Urnenbestattung hat aber in den letzten Jahrzehnten sukzessive an Beliebtheit bei den Deutschen gewonnen. Wohl aus deshalb informieren sich die Deutschen über alternative Bestattungsformen, wie zum Beispiel die Diamantbestattung.
Ein weiterer Grund dürfte darin liegen, da Deutschland dafür bekannt ist, die strengsten Regelungen im Bestattungswesen zu haben. In anderen Ländern geht man mit alternativen Bestattungsformen durchaus offener um. In den meisten deutschen Staaten ist es illegal, außerhalb des Friedhofs und kurzfristig im Krematorium Asche zu lagern und langfristig an einem anderen Ort als dem Friedhof aufzubewahren. Da die Kompetenz in Bestattungsangelegenheit in Deutschland weitgehend Ländersache ist, kam es in den letzten Jahren aber dennoch zu Lockerungen.
Wie sehen die Deutschen alternative Bestattungsformen?
Günstig für alternative Bestattungsformen und -orte wirkt sich zudem aus, dass sich die Einstellung der Deutschen laut einer aktuellen Umfrage in der jüngsten Vergangenheit verändert hat. Dies betrifft insbesondere die Wahlfreiheit. Vor allem scheinen die Deutschen dem noch immer weitgehend geltenden, wenn auch nicht mehr so streng praktizierten, Friedhofszwang kritisch gegenüberzustehen. Man zeigt sich zwar lockerer was den Friedhofszwang betrifft, gibt aber dennoch zu, dass man sich bei zu lockerer Auslegung des Gesetzes doch unwohl fühlen würde.
So würde man zum Beispiel einem Begräbnis auf einem privaten Nachbargrundstück nicht zustimmen. Die meisten Deutschen fühlen sich auch nicht wohl, neben einem Friedhof leben zu müssen. Dennoch geben nach jüngsten Befragungen annähernd 80 Prozent der Deutschen zu, sich nicht unwohl zu fühlen, wenn ihr Nachbar eine Urne zu Hause oder im Garten vergraben hätte. Dieses lang gehegte Tabu scheint schnell zu verschwinden, denn vor etwa 20 Jahren gaben etwa nur die Hälfte der Befragten an, dass es ihnen in der unmittelbaren Nähe „eines Verstorbenen“ (wenn auch nur in der Form einer Urne) gut gehen würde.
Es sind leider keine konkreten Untersuchungsergebnisse zur Haltung deutscher Staatsbürger betreffend Diamantbestattungen vorhanden, allerdings darf man angesichts dieser Untersuchungsergebnisse davon ausgehen, dass die Deutschen dieser Bestattungsform durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen würden. Wir verwenden hier bewusst den Begriff „würden“, da Sie den Diamantring in Deutschland nicht anfertigen lassen können. Allerdings schreibt kein Gesetz in Deutschland vor, den Diamantring nicht tragen zu dürfen. Es ist eine rechtlich geduldete Regelung, auf die wir nachfolgend kurz eingehen wollen.
Die rechtliche Situation für Diamantbestattungen
Wie bereits geschrieben wurde, ist das Bestattungswesen in Deutschland zum großen Teil der Kompetenz der Länder unterlegen. Die Herstellung von Erinnerungsdiamanten ist in Deutschland illegal und wird daher nur von Bestattungsunternehmen mit Verbindungen in der Schweiz oder Holland angeboten. Dies ergibt sich aus der noch immer sehr strengen Auslegung des in Deutschland geltenden Friedhofszwangs (Friedhofspflicht). Selbst im Bundesland Bremen, wo man auf Landesebene die Lockerung der Friedhofspflicht stark vorangetrieben hatte, ist eine Diamantbestattung nicht möglich.
Bremen hat sich zwar explizit dazu entschlossen, eine Lockerung im Bestattungswesen zu gewähren, beschränkt sich dabei aber bei der Urnenbestattung zum Beispiel auf private Grundstücke unter bestimmten Auflagen. Man spricht sich selbst im „liberalen“ Bremen gegen eine Diamantbestattung aus. Aus diesem Grund muss die Urne zur Anfertigung des Diamantrings in das Ausland überführt werden. In Bremen ist man allerdings hinsichtlich einer alternativen Form der Bestattung nach der Einäscherung schon offener eingestellt.
Dies betrifft zum Beispiel die Baumbestattung. Die Fertigung ist in benachbarten Ländern (zum Beispiel in Österreich, den Niederlanden oder in der Schweiz) rechtlich unproblematisch. Es gibt in Deutschland Bestattungsunternehmen, welche für Kunden sowohl den Transport der Asche des Verstorbenen ins Ausland wie auch die Anfertigung des Diamantringes als Auftragsarbeit übernehmen und bei einem Partnerunternehmen veranlassen. Dafür wird ein Teil der Asche in das benachbarte Ausland zu einem Partnerunternehmen versendet, welches die Anfertigung des Diamantringes übernimmt.
Anfertigung eines Diamanten bei einer Diamantbestattung
Aber anstatt die Asche eines geliebten Menschen in einer Urne aufzubewahren oder im Rahmen einer Seebestattung auf den Meeresgrund zu betten, lassen immer mehr Hinterbliebene einen Diamantring anfertigen. Bei dieser Bestattungsform wird die Asche in den Diamanten geschmiedet. Auf diese Weise werden geliebte Verstorbene nach der Einäscherung zu Funkelnden blauen Diamanten geschmiedet. Dies ist möglich, weil Kohlenstoff das zweithäufigste atomare Element im menschlichen Körper ist und Diamanten aus kristallisiertem Kohlenstoff bestehen. Die Forscher haben in den letzten Jahren auch die Möglichkeiten verbessert, Diamanten im Labor zu züchten. Die Auswahl der Anbieter ist allerdings noch immer beschränkt.
Entscheidet man sich für eine Diamantbestattung, dann ist dies schon im Vorfeld mit dem Bestattungsunternehmen zu kommunizieren. Eine Diamantbestattung macht einen alternativen Kremationsprozess erforderlich. Ohne allzu tief auf die Details einzugehen, unterscheidet sich der Kremationsprozess vor allem hinsichtlich der dabei verwendeten Temperaturen. Die Temperaturen bleiben niedriger.
Dieser Schritt ist notwendig, weil dadurch ein erhöhtes Maß an Kohlenstoff zurückbleibt. In einem weiteren Verfahren wird der Kohlenstoff von der restlichen Asche getrennt und presst daraus unter hohem Druck den synthetischen Diamanten. Sie müssen sich aber bis zur finalen Endfertigung des Diamanten Monate gedulden, denn das Verfahren braucht sehr lange, weil sich der Kohlenstoff nur langsam in Kristalle umwandeln kann. So kann ein schöner Rohdiamant mit der gewünschten Form entstehen.
Kritik an der Diamantbestattung
Viele Unternehmen stehen diesem Modell auch aus ethischen Überlegungen noch skeptisch gegenüber. Man fürchtet auch einen Imageverlust und schließt daher die Produktion von solchen Anfertigungen aus. Dieser Auffassung schließt sich auch die „International Cremation Federation (ICF)“ an und meint, dass die Anfertigung von Erinnerungsstücken in Diamantform zum Zwecke der Diamantbestattung unethisch sei. Sie begründet diesen Schritt damit, dass „die Asche einer Person grundsätzlich unteilbar ist.“ Eine ähnliche Position vertreten auch die Interessensverbände in Deutschland (zum Beispiel der Bundesverband Deutscher Bestatter), die sich generell gegen eine gewerbliche Nutzung von Produkten oder Rückständen der Kremation stellen.
Ablauf und Kosten einer Diamantbestattung
Ein Teil der Asche wird hohen Temperaturen und Drücken ausgesetzt, um Diamanten zu erzeugen. Streng genommen handelt es sich bei der Diamantbestattung um keine gesonderte Form der Bestattung. Sie kann der Urnenbestattung hinzugerechnet werden. Es ist in Deutschland auch nicht zugelassen, die ganze Asche zu einem Diamanten pressen zu lassen. Selbst wenn die Anfertigung nicht in Deutschland erfolgen sollte, dann können Sie nur einen Teil der Asche nach der Kremation der Diamantbestattung zukommen lassen. Daraus ergibt sich zwangsläufig auch ein besonderer Ablauf bei dieser Bestattungsform.
Nach der Teilentnahme der für die Diamantbestattung erforderlichen Asche wird der verbliebene Rest der Asche dem örtlich zuständigen Bestattungsinstitut überstellt. In Deutschland erfolgt dann die Beisetzung der Restasche nach Vorgabe der in Deutschland geltenden Gesetze und Bestimmungen. Die billigste Variante ist jene mit einem 0,4 Karat besetzten Diamanten.
Die Kosten liegen zwischen EUR 4.000 und EUR 6.000. Wird die Diamantbestattung zum Beispiel in Form eines einzelnen Karatdiamanten angefertigt, dann müssen Kunden schon mit einem Preis von über EUR 10.000 rechnen. Es wird nicht viel von der Asche für die Anfertigung des Diamanten verwendet, sodass Sie die restliche Asche noch für eine andere Form der Beerdigung (zum Beispiel eine klassische Urnenbestattung) verwenden können.